Sandra (aus Bayreuth) | 2003/2004 | USA

Eine kleine Idee...

Alles begann eines Abends, als ich zusammen mit meinem Stiefvater und ein paar Freunden in der Schule saß. Wir hörten gerade einen Vortrag ehemaliger PPP-Stipendiaten aus unserer Stadt, die über den allgemeinen Schüleraustausch und über ihr persönliches Jahr in den USA referierte. (Das Parlamentarische Patenschafts-Programm wird vom Amerikanischen Kongress und vom Deutschen Bundestag finanziert. Schüler und Auszubildende können im Rahmen eines Stipendiums ein Jahr in den USA verbringen.) Alles klang so fantastisch! Ich träumte schon, wie ich in den USA zur Schule ging und dort mit der Schulmannschaft Pokale gewann. Plötzlich würde ich jäh aus meinen Träumen gerissen: Die Preisliste der Austauschprogramme wurde gezeigt. 8.000 Euro für ein High School Jahr in den USA!?!? Ich dachte mir nur: "Dass war´s! Sag´ good-bye zu deinem Jahr in den USA. Ein Stipendium werde ich sowieso nicht bekommen!" Allerdings holten wir uns doch am Ende des Vortrags noch einige Informationsprospekte. Bein Durchlesen der Broschüren, Tage oder Wochen später, fiel mir die Information vom Parlamentarischen Patenschafts- Programm in die Hände. Ein großer Traum war es schon, einmal in den USA zu sein. Ich beschloss nun doch, mich einfach ´mal zu bewerben - ob ich genommen werde, ist eine andere Frage. Ich war mir sowieso nicht sicher, ob ich bereit war, meine Familie und meine Freunde für so lange Zeit zu verlassen. "Also lassen wir das Auswahlverfahren entscheiden!", so war mein Gedanke.

Die Bewerbung

Es war gegen Ende der Sommerferien, als ein dickes Kuvert von Partnership International, meiner zuständigen Austauschorganisation, auf dem Küchentisch lag. Ich öffnete sofort neugierig den Umschlag und hatte erst mal etwa 30 DIN A4 Seiten in der Hand. Bei näherem Betrachten traf mich fast der Schlag, als sich 15 Seiten davon als reine Bewerbungsunterlagen entpuppten. "Und die soll ich schon bis Mitte Oktober fertig haben?", rief ich voller Empörung, " Das sind nur 6 Wochen!?!" Und wieder einmal dachte ich: "Du bist erledigt! Traum geplatzt!" Inzwischen hatte die Schule wieder begonnen. In meiner Freizeit schrieb ich auf Englisch kleine Aufsätze über Themen wie " Warum will ich Austauschschüler werden?" oder "Warum ist community-service so wichtig?". Ich war schier am Verzweifeln. Ich, die im Aufsätze-Schreiben nun wirklich keine Leuchte ist, soll Abhandlungen über komische Themen verfassen; und dann auch noch auf Englisch?!? Die nächsten Wochen waren voll damit, Lehrer zu bitten, Kommentare über mich zu schreiben und Ärzte zu besuchen, damit sie meinen Gesundheitszustand beurteilen. Stress pur! Und dass dann auch noch mit Schreibmaschine (!!!) in die Bewerbung tippen. Ich glaube, meine Eltern wurden damals fast wahnsinnig, weil sie permanent lautes Schreibmaschinengeklapper ertragen mussten. Allerdings hatte ich noch ein kleines Zusatzproblem: Ich hatte meinen Freunden nichts von meiner Bewerbung erzählt und hatte es auch nicht vor. "Ich werde sowieso nicht genommen und brauche es deswegen nicht an die große Glocke hängen!", so war meine Idee.

Ein Brief

Über einen Monat später lag ein dünner Briefumschlag vom altbekanntem Absender auf dem Tisch. "Das war´s! So dünn wie der ist, ist es garantiert eine Absage!". Ich drückte mich den ganzen Tag davor, den Brief zu öffnen. Ich wollte es nicht wahr haben, dass mein Traum wie eine Seifenblase nun plötzlich platzen sollte. Nachdem ich mich dann doch zum Öffnen durchgerungen hatte, war ich kurz vor einem Nervenzusammenbruch, als ich nur ein Blatt herauszog. Ganz vorsichtig, mit nur einem Auge, starrte ich auf das Geschriebene. Doch was las ich da??? "Hier: Dein Auswahlinterview", hieß es darin. Ich glaube, ich habe in diesem Moment "Ich bin eine Runde weiter" geschrieen und bin durch die ganze Wohnung getanzt. Einen Tag nach Nikolaus, am 7. Dezember.2002, wurde ich zum Auswahlgespräch nach Erlangen eingeladen. Doch der Freude wich schnell Ernüchterung, als ich las: "In diesem Gespräch solltest du etwas über dich und deine Beweggründe zur Teilnahme am PPP sagen und einige Fragen zu geschichtlichen und staatsbürgerlichen Zusammenhängen (Deutschland/USA) beantworten." Der nächste Schreck: Geschichtliche und staatsbürgerliche Zusammenhänge zwischen Deutschland und den USA?!? Ich hab´ doch keine Ahnung! Und somit begann der Kampf mit dem Geschichtsbuch der 10. Klasse, amerikanischer Geschichte und anderen Informationen über die USA. Und nur noch zweieinhalb Wochen Zeit, um das alles in meinem Kopf zu bekommen! In dieser kurzen Zeit schlug ich mir jeden freien Abend mit Notizblock, Stift und Büchern um die Ohren und war am Ende gut vorbereitet: Ich wusste, wie das soziale und politische System der USA aussah. Außerdem hatte ich mir einen Zettel mit wichtigen Daten der amerikanischen und deutschen Geschichte zusammengeschrieben, den ich jetzt nur (!!!!!!) noch auswendig lernen musste. Nun stieg meine Nervosität von Stunde zu Stunde bis zu besagten Tag.

Die Mitstreiterin

Es war ein stinknormaler, langweiliger Schultag, als ich plötzlich aus meinem Dämmerzustand herausgerissen wurde. Eine Klassenkameradin wedelte mit einem - mir nur allzu sehr bekannten - Brief vor der Nase meines Geschichtslehrers herum. Das Schreiben sah haargenau so aus wie meine Einladung zum Auswahlgespräch. Hatte sie sich etwa auch beworben? Wiederum schwamm mein Jahr in den USA vor meinem geistigen Auge an mir vorbei. "Sie ist in Englisch die beste in unserer Klasse und schreibt da auch nur Einsen! Das schaff´ ich nie!" Sie bat unseren Lehrer gerade, ob er ihr bei der Vorbereitung für besagte Themen helfen könne. Das war der Beweis! Wie ich erfahren konnte, hatte sie sich für ein Stipendium für ein Schuljahr in den USA beworben. Ich machte mir langsam ernsthaft Sorgen! Aber alles würde sich spätestens beim Auswahlinterview aufklären.

Das Auswahlgespräch

Am 7. Dezember war es dann soweit: Um zehn Uhr sollte ich in Erlangen sein und meine Tauglichkeit für´s PPP testen lassen. Es war für meine Verhältnisse viel zu früh, als ich mich mit flauem Magen und weichen Knien um sieben Uhr früh aus dem Bett wälzte. Ich musste mir das Frühstück regelrecht reinzwingen. Während der zweistündigen Fahrt wurde ich immer nervöser, bis wir schließlich nach ewigem Suchen unseren Bestimmungsort gefunden hatten. Nur noch ein bisschen warten... Als ich dann vor der Tür des angegebenen Zimmers stand, sah ich meine "Gegner". Es waren schon fünf andere Bewerber da, darunter aber nicht meine Klassenkameradin. Ich war etwas beruhigt. In der Zwischenzeit kamen vier weitere ziemlich nervöse Gestalten hinzu. Ich war fast sicher, dass meine (größte) Gegnerin nicht mehr auftauchen würde. Doch was hörte ich da plötzlich? Eine altbekannte Stimme, und meine Mitschülerin bog um die Ecke! Allerdings war sie viel erstaunter als ich. Ihr verschlug es fast die Sprache, bis sie zu mir sagte: "Ich wusste gar nicht, dass du dich auch beworben hast!" Ich war wirklich glücklich, dass ich schon vorher gewarnt war und mir somit dieser Schreck erspart blieb. Endlich wurden wir hereingerufen und setzten uns auf die zugewiesenen Plätze. Die "Jury" bestand aus vier "Prüfern". Wir wurden angewiesen, zuerst die bereitliegenden Fragebögen ausfüllen, wofür wir zehn Minuten Zeit hatten. Ich sah mir den Zettel an: Die erste Frage lautete: Wieso möchtest du Austauchschüler werden? "OK!", dachte ich mir, " die Frage hatte ich erwartet!" Doch plötzlich war alles weg. Ich hatte das sprichwörtliche Brett vorm Kopf und bekam langsam Panik. Ich sah mir den Rest an. Die anderen Fragen waren: "Wieso möchtest du in einer Gastfamilie leben?" und "Mit welchen Familienkonstellationen wärest du einverstanden?" Außerdem sollte man seine Wunschstadt in den USA angeben, in der man am liebsten leben würde. Weil mir auf diese Frage nichts Brauchbares einfiel, schrieb ich als Antwort Los Angeles, mit der Begründung, dass es dort wärmer sei als in Deutschland. Die restlichen Antworten stoppelte ich mir notgedrungen zusammen, da ich weder spicken noch sonst irgendwas tun konnte; die "Prüfer" saßen nämlich genau vor meiner Nase. Nach diesem Schock sollten wir uns auf Englisch kurz vorstellen, was eigentlich ganz gut lief. Der Rest sollte auf Deutsch stattfinden. Trotz der großen Anspannung war alles eigentlich ganz locker. Danach diskutierten wir eine Stunde über deutsch-amerikanische Geschichte - angefangen vom Ersten Weltkrieg bis hin zum Golfkrieg 1990. Ich war wirklich erleichtert! Puhhh! Den Wissensteil hatte ich schon einmal überstanden. Die Vorbereitung hatte sich also gelohnt. Nun wurde unser Verhalten bei bestimmten Problemen geprüft, mit denen man im Austauchjahr möglicherweise konfrontiert würde - wie zum Beispiel Rassismus. Nun sollte jeder noch einen Unterschied zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten nennen (wie zum Beispiel das Sozialsystem) und wir waren als Gruppe erst einmal entlassen. Anschließend wurden wir nochmals einzeln hereingebeten, wobei ich und meine Mitschülerin fast zum Schluss an der Reihe waren. Während der Wartezeit von einer Stunde erfuhr ich von ihr, dass sie sich auf eine Anzeige hin beworben hatte. Als ich ins Zimmer gerufen wurde, war ich wahnsinnig nervös. Doch komischerweise wollten die "Prüfer" von mir, im Gegensatz zu den anderen, nichts Bestimmtes mehr wissen. Geschafft!!! Nach drei Stunden Auswahlinterview traten wir erleichtert die Heimfahrt an.

Denkanstoß und Suche

Wie jedem Bewerber hatten die "Prüfer" beim Auswahlgespräch auch mir noch den Tipp mit auf den Weg gegeben, mich zusätzlich bei anderen Organisationen zu bewerben und/oder Auslands-Bafög zu beantragen. (Wenn die Eltern ein solches Austauschjahr nicht finanzieren können, kann man unter Umständen vom Staat im Rahmen des Auslands-Bafög finanzielle Unterstützung bekommen.) Da ich am Wochenende nichts Besseres zu tu hatte, folgte ich dem Ratschlag und setzte mich vor meinen Computer. Im Internet suchte ich stundenlang nach Austauschorganisationen. Ich schrieb Tausende von E-Mails an die Organisationen, ob sie auch Stipendien anbieten würden und ließ mir unzählige Prospekte und Broschüren zuschicken. Viele der Antworten auf meine E-Mails fielen entmutigend aus: Die meisten Organisationen boten keine Stipendien an. Und bei denen, die sie dann doch anboten, war die Bewerbungsfrist längst abgelaufen. Immerhin war es schon Mitte Dezember! Schließlich blieb nur noch ein Anbieter übrig, nämlich ISKA, bei dem sich der Reisepreis mit Teilstipendium von 5.600 Euro auf 2.000 Euro verringern würde. Ohne ein (Teil-)Stipendium hätten ich und meine Eltern ein solches Austauschjahr niemals finanzieren können. Mit Zustimmung meiner Eltern beschloss ich, mich bei ISKA um das Teilstipendium zu bewerben, obwohl ich 25 Euro Bearbeitungsgebühr bezahlen müsste, auch wenn ich das Stipendium nicht bekommen würde.

Erneute Bewerbung um ein Stipendium

Die Bewerbung selbst bestand aus einer Selbstdarstellung, einem Brief von mir an die noch anonyme Gastfamilie, der Bewertung meiner Englischlehrerin, der Darstellung meiner Wenigkeit in einem Brief von meinen Eltern an die Gastfamilie. Die Bewerbung selbst war schnell erledigt, da ich die Briefe ja vorher schon einmal geschrieben hatte - bis auf die Selbstdarstellung und die Beurteilung meiner Lehrerin. Dabei gab es allerdings ein kleines Problem: Heute war Dienstag und Bewerbungsschluss war am Freitag. Also setzte ich mich an den Computer und schrieb den ganzen Abend lang. Am nächsten Tag bat ich meine Lehrerin lächelnd, die Unterlagen bis Donnerstag auszufüllen, was sie auch schaffte. Passbilder besaß ich zum Glück auch noch und das Kopieren meiner Zeugnisse übernahm meine Mutter, so dass wir die Bewerbung Donnerstagabend noch abschicken konnten. Doch damit nicht genug! Die Aufgabe für das Teilstipendium war, einen Aufsatz von mindestens 500 Wörtern auf Englisch zu einem vorgegebenen Thema zu schreiben. Ich entschied mich für die Frage, wieso ich Austauschschülerin werden wollte. Weil ich nun wirklich kein As im Aufsätze Schreiben war, fiel mir das nicht leicht. Trotzdem ließ ich nicht locker und schrieb einfach darauf los. Nach zwei Tagen voller Rauchwolken über meinem Kopf und vom Schreiben wunden Fingern war mein "master-piece" vollendet. Außerdem musste meine Englischlehrerin noch bestätigen, dass der Aufsatz "meinen sprachlichen Möglichkeiten entspricht" (es hätte ihn ja auch jemand anders schreiben können). In der letzten Woche vor den Weihnachtsferien übergab ich mein Meisterwerk der Lehrerin. Zu allem Überfluss wurde ich am Ende der Woche auch noch krank. Nun musste meine Mutter den Aufsatz aus der Schule abholen, wovon mein Freundeskreis - wie schon erwähnt - nichts wusste. Als ich meinen Text überarbeitet hatte, schickte ich den Aufsatz endgültig ab. Außerdem musste ich dazu noch ein paar Unterlagen ausfüllen und Fotos von mir und den üblichen ärztlichen Bericht über meine Gesundheit beilegen.

Die Zusage von ISKA

Ich kam gerade aus den Weihnachtsferien bei meinem leiblichen Vater zurück, als ich einen Brief von ISKA erhielt. Ich drückte mich wieder mal davor dem Brief zu öffnen, indem ich erst einmal den Koffer auspackte. Ich hatte Angst, es könnte eine Absage sein. Der Umschlag war zu dünn um eine Zusage zu sein, sagte ich mir. Ich freundete mich schon mal mit dem Gedanken an, in einem Jahr immer noch "here in good old Germany" zu sein. Ich öffnete ihn vorsichtig, als wenn mir jeden Moment irgendwas entgegenspringen würde. Das erste, was ich las, war "Congratulations". Ich traute meinen Augen nicht! Sollte das wirklich heißen, dass ich für ein Jahr in die USA gehen würde? Ich las den Brief ganz durch und sagte komischerweise ganz leise zu meinen Eltern: "Ich hab´s!!!" Meine Eltern waren skeptisch, weil die Organisation so klein und nicht gemeinnützig war. Aber sie freuten sich mit mir. Sie nahmen mir allerdings etwas den Wind aus den Segeln als sie sagten, dass sie trotzdem 200 Euro als Stornogebühr an die Organisation zahlen müssten, wenn ich das PPP-Stipendium bekäme. Doch nach reiflicher Überlegung meinte mein Stiefvater doch, 200 Euro zu zahlen sei immerhin besser, als 2.000 Euro.

Gespräch mit der Bundestagsabgeordneten

Anfang Januar erhielt ich überraschend einen Anruf. Die Bundestagsabgeordnete Frau Kramme lud mich zu einem persönlichen Gespräch von etwa 20 Minuten ein. Sie wollte die beiden geeignetsten Bewerberinnen, nämlich mich und meine Klassenkameradin, noch einmal persönlich kennen lernen, bevor sie die Entscheidung über die Vergabe des Vollstipendiums treffen würde. Schließlich war sie diejenige, die auswählte, wer von uns beiden das PPP-Stipendium bekommen sollte. Am kommenden Freitag traf ich dann um 15 Uhr mit weichen Knien in ihrem Büro ein. Eigentlich hätte ich völlig entspannt sein können, weil ich ja eines der beiden Stipendien schon sicher hatte. Trotzdem schüttelte ich der Abgeordneten nervös die Hand. Sie hatte meine Bewerbungsunterlagen auf dem Tisch und fragte mich nach meinen Zukunftsplänen, Hobbies, Interessen und allem möglichen Zeug. Eigentlich war es angenehm, sich mit ihr zu unterhalten. Aber ich hatte trotzdem ein komisches Gefühl. Ich hatte bei meinen Interessen vor lauter Aufregung vergessen, etwas über die USA, fremde Länder und Kulturen und Ähnlichem zu erwähnen, was aber eigentlich dazugehörte. Aber es war ja sowieso egal, redete ich mir ein. Doch egal war es mir bei Weitem nicht!

Die Absage beim PPP

In der Schule hörte ich, wie meine Mitstreiterin unseren Mathelehrer nach dem Stoff der 11. Klasse fragte - mit der Begründung, dass sie nächstes Jahr in die USA fahre. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich das richtig verstanden hatte, aber ich fuhr mit einem unguten Gefühl nach Hause. Ich leerte den Briefkasten und hielt den erwarteten Brief der Abgeordneten in der Hand. Ich öffnete ihn sofort und hatte Gewissheit: Meine Mitstreiterin hatte das Rennen gemacht! Eigentlich hätte es mir egal sein können, aber ich war trotzdem sehr enttäuscht. Für mich war das eine ziemlich harte Niederlage, die ich erst einmal verdauen musste. Im nachhinein stört mich das überhaupt nicht mehr, aber damals war mein "Ego" etwas erschüttert.

Das "Comming-out" oder.. Wie sag´ ich's meinen Freunden?

Mein Freundeskreis hatte zu diesem Zeitpunkt keinen blassen Schimmer von meinem Unterfangen. Doch irgendwann musste ich ja mal mit der Sprache rausrücken. Auch an ihnen war es nicht unbemerkt vorbeigegangen, dass ich andauernd mit meiner Englischlehrerin im Gespräch war. Da kam mir ein Wochenende, an dem meine Eltern außer Haus waren, ganz gelegen und ich veranstaltete einen Videoabend. Ich lud alle "wichtigen" Personen zu mir ein und hatte es mir fest vorgenommen, reinen Tisch zu machen. Am Abend schauten wir Videos und quatschten ewig. Als wir schlafen gingen, hatte ich immer noch kein Sterbenswörtchen darüber verloren. Ich nahm mir vor, nach dem Frühstück mit der Wahrheit rauszurücken. Ich hatte Angst!!! Ich wusste nicht wie sie reagieren würden und war total nervös. Als wir dann nach dem Frühstück alle dasaßen und ich nicht länger warten konnte, weil sie sonst wieder weggewesen wären, nahm ich all meinen Mut zusammen. "So, noch eine kleine Überraschung am Morgen,", stammelte ich. Vier Paar erstaunte und fragende Augen waren auf mich gerichtet. Meine Hände zitterten vor Nervosität und ich war aufgeregter als bei allen Interviews. "Ich geh´ für ein Jahr in die USA!", sagte ich felsenfest und wartete gespannt auf die Reaktionen. Sie waren alle geschockt, aber eine meiner Freundinnen fragte gleich: "Nimmst du mich mit?" Ich war erleichtert!! Die Spannung hatte sich etwas gelöst. Der Rest saß mit offenem Mund da. Sie konnten es nicht fassen. "Was?" und "Wie bitte?" sagten ihre Gesichter in meine Richtung. Der Vergleich mit einem K.O.-Sieg in der 1. Runde bürgerte sich später ein. Ich glaube, dass sie schon ziemlich sauer auf mich waren, weil ich ihnen nichts davon erzählt hatte. Aber nach ein paar Tagen war alles wieder in Ordnung. Der Schock saß tief, aber die Traurigkeit war schlimmer. Ich würde sie in sechs Monaten verlassen. Aber mir fiel in diesem Moment nicht nur ein Stein vom Herzen, sondern gleich ein ganzer Berg!!!!!!!

Die 1. Vorbereitungsphase

Die Vorbereitung auf mein Austauschjahr begann mit einem Vorbereitungsgespräch bei einer Organisations-Mitarbeiterin in München. Ich konnte meine Fragen loswerden und sie erzählte mir und meinen Eltern über ihre Erfahrungen. Sie erklärte mir, dass ich in der High School die Fächer Englisch, Amerikanische Geschichte und Sozialkunde belegen müsste. Ich dürfte in den USA keinen Alkohol trinken, nicht rauchen und keine Drogen nehmen (eigentlich logisch, aber diese Regel bekam ich mindestens fünfmal zu hören) Außerdem gab sie mir noch Tipps für die weitere Vorbereitung. Weiter ging es mit Informationssuche im Internet. Ich besuchte verschiedene Homepages und Foren, u.a. auch diese Seite! Ich bestellte mir Bücher über Austauschjahre, informierte mich, was zu beachten ist und las jede Menge Erfahrungsberichte. Außerdem musste ich weitere organisatorische Dinge, wie einen Reisepass beantragen, erledigen. Ja, und da stecke ich jetzt immer noch, mitten in den Vorbereitungen. Ich hoffe, dass euch mein Bericht gefallen hat und dass er euch neugierig auf ein Austauschjahr macht.

Ich hoffe ich kann euch in Zukunft weitere spannende und informative Berichte schicken (dann direkt aus den USA).

...to be continued...

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