Verena (aus Sievern) | 2003/2004 | USA / Nebraska / Lincoln

"If it don't got frosting - it ain't cake" diesen grammatikalisch vollkommen falschen Satz sagte mein Gastbruder einmal und ich denke, er beschreibt mein Jahr recht gut: Hat ein Kuchen keinen Guss, ist es kein richtiger Kuchen. - In anderen Worten: Das Jahr ist, was man draus macht!

Wie alles begann

Spätestens nach einem 4-wöchigen USA-Urlaub mit meiner Familie im Jahr 2000 wusste ich, ich möchte für ein Jahr nach Amerika gehen, um dort die Sprache zu erlernen und eine andere Kultur kennen zu lernen. - Was mich wirklich erwartete, hätte ich mir nie träumen lassen! Es war das tollste Jahr meines Lebens! Meine Austauschorganisation EF Foundation schickte viele Briefe und andere Vorbereitungsmaterialien. Das vierstündige Vorbereitungstreffen hat nicht nur unglaublichen Spaß gemacht, sondern war gut strukturiert und sehr hilfreich! Richtig begann es jedoch an einem Tag im August, als ich mit sehr geteilten Gefühlen in das Flugzeug nach Lincoln, Nebraska, stieg. Ich wurde als ihre erste Austauschschülerin sehr herzlich von meinen Gasteltern und meinem 16-jährigen Gastbruder Jesse empfangen. Unser Familienleben war sehr ausgeprägt und die alltäglichen Diskussionen über geschichtliche und aktuelle Ereignisse in der Politik sowie sehr schöne Zeiten zusammen ließen mich wie eine leibliche Tochter fühlen. Die kleinen Bruder-Schwester-Kabbeleien und Jesses überaus humorvolle Art machten ihn zu dem besten Bruder, den man sich wünschen kann. Da machte sogar (fast) der Haushalt Spaß! .

High School

Dass Schule so viel Spaß machen kann, hätte ich nicht gedacht: Chor, Theater, Jahrbuch, Multimedia, Geschichte, Spanisch und vor allem Englisch. Aber Schule ist in Amerika viel mehr als Unterricht! Es geht vor allem um "School Spirit"! Football und Basketball, Cheerleader und Marching Band aus der Nähe zu sehen und zu erleben ist schon irre - als wäre man geradewegs in einen amerikanischen Film eingetaucht! Die Atmosphäre bei Spielen, Wettkämpfen und Turnieren ist unbeschreiblich - ich konnte sogar vier Footballspiele der Universität von Nebraska miterleben: 80.000 Menschen in rot gekleidet und eine super Stimmung! Ich hatte außerdem das Glück nach sehr aufwändigen Try-Outs zuerst im Musical "The Pajama Game" und danach in drei verschiedenen Theaterproduktionen mitwirken zu können. Mit dem Chor trat ich bei vielen Gelegenheiten auf, ich bekam sogar ein Solo auf dem großen Weihnachtskonzert und bei der Graduation. Wir nahmen außerdem eine CD auf und zum Ende des Jahres wurde ich für besondere Leistungen in Chor und Drama ausgezeichnet! Am meisten hat mich jedoch "Speech" in seinen Bann gezogen: Eine Art AG, in der man Reden schreibt und dann zu Turnieren fährt, wo man diese präsentiert und von Juroren bewertet wird. Vier Monate lang verbrachte ich drei Tage die Woche im Training und drei auf Turnieren, die teilweise morgens um 10:00 begannen und bis Mitternacht liefen! Ich nahm erfolgreich an ca. 30 Turnieren teil, für die ich teilweise hoch ausgezeichnet wurde. Nach einiger Zeit bemerkten die Juroren nicht einmal mehr, dass ich keine Amerikanerin war. Die Menschen mit denen ich in der Schule und in Speech war, werden mir immer in Erinnerung bleiben - wir haben so viele witzige und schöne Momente miteinander verbracht. Sogar einige der (teilweise sehr jungen) LehrerInnen wurden mir zu sehr guten Freunden! Und natürlich war Prom ein wundervoll-amerikanisches Ereignis! Freizeit

Ich habe in meinem Jahr in Lincoln eine Menge wundervoller Menschen getroffen und Freunde gefunden. Kirche und Schule, Speech und Theater, Chor und Sport waren hierbei ausschlaggebend. An den monatlichen EF-Meetings, die meine Regionale Betreuerin veranstaltete, traf ich Austauschschüler aus den verschiedensten Ländern und wir tauschten uns über unsere Erfahrungen und Kulturen aus. Übertroffen wurde dies allerdings noch durch die EF-Discovery-Tour nach Kanada, die ich mit 27 weiteren Austauschschülern aus aller Welt machte. Mit meiner Gastfamilie fuhr ich ihm Herbst für eine Woche in die Black Hills nach South Dakota und zum Mount Rushmore, welchen ich schon immer sehen wollte. Auf dem Rückweg stoppten wir in Colorado. Nachdem wir über Thanksgiving nach Kansas und Missouri fuhren, kannte ich die unendliche Weite der "middle of nowhere". Mit meinen Freunden war ich oft beim Bowlen, in unserem Lieblings-Chinarestaurant, bei Schulaktivitäten - haben geredet, gelacht und uns ausgetauscht! Time flies

Als mein High School Jahr im Sommer 2004 dem Ende zuging, konnte ich gar nicht glauben, wie schnell alles gegangen war! Wie erwartet hatte ich viel erlebt, viele wundervolle Menschen kennen gelernt, konnte eine zweite Sprache fließend, hatte in ihr gedacht und geträumt - und doch habe ich in diesem Jahr weitaus mehr gelernt als das! Ich habe mich in meinem Leben ein ganz großes Stück weiterentwickelt, habe gelernt kulturelle Unterschiede mit anderen Augen zu betrachten, zu tolerieren und zu achten. Ich habe mir EF's Motto zu meinem eigenen gemacht: "It's not right, it's not wrong - it's just different!"

Wieder zurück

Nun bin ich seit fast drei Jahren wieder in Deutschland. Mein High School Jahr ist noch immer unvergessen und eine große Anzahl an Kontakten besteht noch immer! Drei mal bin ich schon zu meiner Gastfamilie zurückgeflogen und in mein fremdes Leben eingetaucht. Mittlerweile studiere ich Cruise Industry Management an der Hochschule Bremerhaven. Ein Studiengang, der zu über 70% auf Englisch unterrichtet wird. Ohne mein High School Jahr wäre mir das wohl nie möglich gewesen.

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