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(3.6)

Bevor ich anfange, von meiner AFS-Erfahrung zu berichten, will ich darauf hinweisen, dass jeder Austausch anders it. Jeder macht seine eigenen Erfahrungen, schließlich sind wir alle unterschiedliche Charaktere. Wir kommen aus unterschiedlichen Kulturen, wir gehen in unterschiedliche Kulturen. Das macht jeden Austausch einzigartig. Und wie gesagt, vieles hängt von einem selber ab, und von den neuen Kontakten. Auch eine Organisation kann einem letztenendlich nur soweit helfen, wie man denn auch Hilfe will. Und keine Organisation kann dir versprechen, ein perfektes Jahr zu verbringen. Was jedoch AFS Deutschland aus meiner Erfahrung tut, ist als Anlaufstelle für dich da zu sein, auch wenn deine Erfahrung im Gastland nicht die beste war, so werden sie bemüht sein mit dir gemeinsam das Jahr zu evaluieren. Natürlich geht das nur, wenn du dich darauf einlässt.

So, nun also über meine persönliche AFS-Erfahrung:
Das AFS-Fieber hat mich direkt am Auswahlcamp gepackt. Alle Betreuer waren super nett und konnten ganz viele Geschichten aus ihren Gastländern erzählen. Die Auswahl wird über das Verhalten während des Camps getroffen. Und das ganz ohne einen Konkurrenzkampf aufkommen zu lassen. Es werden verschiedene Spiele gespielt, in denen es auf unterschiedliche Eigenschaften ankommt. Du kommst in Kontakt mit den anderen Teilnehmern und kannst schon hier eventuell deinen ersten AFS-Freundschaften schließen. Mir hat es richtig viel Spaß gemacht.
Um im Programm aufgenommen zu werden, gibt es auch eigentlich keine großen Anforderungen. Du solltest dich gegenüber deinen Mitmenschen vernünftig verhalten, Interesse an dem Austausch zeigen (nutze die Gelegenheit, die Betreuer über die verschiedenen Ziele und den Austausch selber auszufragen) und eine gewisse Reife zeigen. Ich glaube, es gibt nur wenige Bewerber, die nicht genommen werden. Da muss man schon wirklich negativ auffallen.

Nach der Zusage ging es dann mit 3 Vorbereitungen weiter (2 lokale, eine länderspezifische). Da wurden auch verschiedene Vorbereitungsspiele gespielt und eben alles mögliche über den Auslandsaufenthalt, die Abläufe, Verhalten in bestimmten Situationen etc. besprochen.

Dann ging es auch schon los. In der Slowakei wurden wir am Flughafen von der Organisation in Empfang genommen und hatten gleich zu Beginn ein kleines Welcome-Camp auf einer Hütte nahe Bratislava. Von dort aus wurden wir auf die Reise zu unsren Gastfamilien geschickt.
Meine hat mich am Bahnhof in Kosice abgeholt. Und dann Begann im Prinzip das 'normale' Familienleben, in dem zumindest in meinem Fall die Organisation gar keine so große Rolle mehr gespielt hat.

Wie in jeder Familie, kann es natürlich schonmal kriseln. Diese kleinen Konflikte versucht man wie in seiner eigenen Familie erstmal persönlich zu lösen. Selbstständigkeit gehört schließlich auch zu den Dingen, die man in einem Schüleraustausch lernt. Ich habe nie erwartet, dass meine Organisation mich die ganze Zeit an die Hand nimmt.
Um jedoch seine Erfahrungen 'zu verarbeiten' gibt es von der Organisation her mindestens 2 weitere Camps, bei denen man alles, was einem am Herzen liegt, besprechen kann. Das erste war bei uns nach einigen Wochen. Da war bei mir noch alles super.
Erst später fingen kleinere Probleme mit meiner Familie an. Als ich dann einen Anruf von der Organisation bekam, dass ich die Familie verlassen müsse, ist das Ganze dann eskaliert.
In Deutschland hatte ich die Information bekommen, dass es sich um eine Ganzjahresfamilie handelt. Die Gastfamilie hat das auch nie anders angedeutet. In Wirklichkeit waren sie aber doch nur als Welcome-Familie eingetragen, wobei AFS Slowakei zu der Zeit seine ganz eigene Definition von "Welcome-Familie" hatte. Schließlich war es schon über 3 Monate dort. Den sogenannten Welcome-Familien wurde eben auch sehr lange Zeit gelassen, um zu entscheiden, ob sie die Gastschüler länger behalten wollten, oder eben nicht.

Nun wollte AFS Slowakei mich in eine Familie in einem ganz anderen Teil der Slowakei schicken. Da ich einfach nur wütend und enttäuscht von der AFS-Leitung im Gastland war, wollte ich mich auch nicht mehr an diese wenden.
Hilfe bekam ich von meiner Klassenlehrerin, die mich tröstete und mir anbot, bei Mitschülern zu fragen, ob ich dort in eine Familie könnte. Schließlich hatte ich gerade erst Freundschaften aufgebaut und wollte die Stadt und die Schule nicht verlassen. Da sich sehr viele meldeten, machte ich zwischen den Familien von zwei Freundinnen einen Kompromiss, dass ich die erste Hälfte der restlichen Zeit zu der einen und die letzten Monate dann zu der anderen ziehen würde.

Meine Lehrerin klärte das Ganze dann mit der Organisation ab und glücklicherweise gab diese ihr okay. Weihnachten in der neuen, liebevollen Familie, nachdem ich 2 Wochen lang noch mit der alten Familie im Konflikt leben musste, war schließlich die schönste Zeit meines gesamten Aufenthaltes.

Zu AFS Slowakei habe ich keinen weiteren Kontakt mehr gesucht. Das nächste Camp habe ich auch abgesagt, da zur selben Zeit eine Klassenfahrt von meiner Schule stattfand. Erst zur Abreise hatte ich wieder Kontakt, da es vor dem Flug nochmal ein kleines Abschlusscamp gab.

Nach dem Auslandsaufenthalt gibt es dann noch eine Nachbereitung. Allerdings musste ich meine Absagen, da ich zu dem Termin nicht konnte und dann auch kein weiterer Ersatztermin in einem anderen Komitee mehr möglich war. Allerdings habe ich sofort an den Bildungsprogrammen von AFS teilgenommen und so meine ehrenamtliche Mitarbeit begonnen. Schließlich macht die riesige AFS-Gemeinschaft großen Spaß. :-)

Zu AFS Slowakei möchte ich abschließend noch sagen, dass die ehrenamtlichen Mitarbeiter (meist ehemalige AFSer) super nett waren bei den Camps. Allerdings hatten die sonst weiter nichts mit der Organisation zu tun, außer dass manche von ihnen Gastschülerbetreuer waren. Wie beschrieben: Die Leitung hat sich zum Glück geändert und heute wird sich viiiiiieeeeel besser um die Gastschüler vor Ort gekümmert und mehr Aktivitäten angeboten.

An der Problematik, die ich erlebt habe gebe ich AFS Deutschland gar keine Schuld. Und sowas kann schließlich in jeder Organisation vorkommen. Im nachhinein wächst man schließlich dran.

Sowohl in den Vorbereitungen, als auch durch die Erfahrungen in der Slowakei und letztenendlich auch durch meine späteren ehrenamtlichen Arbeit bei AFS, durch die ich einige Fortbildungsmöglichkeiten bekommen habe, habe ich sehr viel gelernt. AFS hat viel zu der Person beigetragen, die ich heute bin :-).

Vorbereitung:
AFS Deutschland hat mich super vorbereitet. Die Camps haben dazu noch sehr viel Spaß gemacht!

Betreuung:
Während des Austausches ist in erster Linie die Organisation im Gastland zuständig. Leider war diese in meinem Jahrgang nicht so super und zum Glück wurden nach uns auch die Strukturen geändert und die Leitung ausgetauscht, sodass die jetzigen Schüler deutlich bessere Erfahrung machen. AFS Deutschland ist im Notfall immer ansprechbar.
3 Sterne gibt es dennoch, weil die Betreuung von AFS Deutschland einfach top war (5 Sterne hierfür) und auch die ehrenamtlichen Mitarbeiter in der Slowakei schöne Camps organisiert haben.

Ansprechpartner:
In Deutschland ja, in der Slowakei jedoch nicht immer. Meine eigentliche Betreuungsperson hab ich nie getroffen.
Selbes wie zur Betreuung. Für Deutschland 5 Sterne.

Familie:
Meine erste, von AFS ausgesuchte Gastfamilie war erst sehr nett. Nach einiger Zeit wurde meine Gastschwester etwas zickig und letztendlich wurde ich auch nie ganz als komplettes Familienmitglied aufgenommen. Als dann der Wechsel bevorstand, wurde die ganze Familie teils unerträglich und ich war froh in meine nächste, selbst ausgesuchte Familie zu kommen. Später hab ich nochmal gewechselt, was aber vorher schon so besprochen war: ca. 3 Monate zu einer Freundin und dann zu einer anderen. So konnte ich dann an meiner Schule bleiben. AFS Slowakei hätte mich sonst an einen ganz anderen Ort gebracht.
AFS Deutschland hat hierauf keinen Einfluss.

Schule:
Für mich als Austauschschülerin war es super. Ich konnte sogar Fächer, die mir zu viel waren streichen. Schließlich schlauchte so ein kompletter Schultag, wenn man zu Beginn die Sprache kein bischen versteht. So hatte ich immer mal Auszeiten, in denen ich mich etwas ausruhen konnte, bzw die ich auch genutzt habe, um Grammatik und Vokabeln zu lernen. Austauschschüler wurden eingeladen an Klassenausflügen anderer Stufen teilzunehmen. Die Lehrer waren sehr hilfsbereit. Vor allem meine Klassenlehrerin hat sich sehr viel Mühe gegeben und hat, als ich die Familie wechseln sollte sich sehr für mich eingesetzt.

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