Carina (aus Garbsen) | 2004/2005 | USA / Henderson / Nevada

Sommer 2003: Meine Bewerbung zum Schüleraustausch

Hallo, ich heiße Carina und bin 16 Jahre alt. Ich würde euch gerne über mein Austauschjahr und die Zeit davor, über meine Bewerbung und Vorbereitung berichten. Die Idee an einem Austauschjahr teilzunehmen hatte ich schon lange, aber wohin es gehen sollte und mit welcher Organisation, diese Überlegungen nahmen erst im Juni 2003 konkrete Formen an. Es begann damit, dass an meiner Schule Prospekte verschiedener Organisationen auslagen. Eine dieser Info-Broschüren, die ich mit nach Hause genommen und durchgelesen hatte, entpuppte sich als Bewerbungskarte zum „Parlamentarischen Patenschafts-Programm“ (kurz: PPP). Beim PPP handelt es sich um ein Stipendienprogramm mit den USA. Auf Kosten des Deutschen Bundestages und des US-Kongresses werden hierbei jährlich Schüler/innen und junge Berufstätige im Rahmen eines Austauschprogramms in das jeweils andere Land geschickt, um dort einen Beitrag zur Völkerverständigung zu leisten. Bei einer amerikanischen Gastfamilie leben, eine High School besuchen...das klang doch super! Die USA waren zwar nicht von Anfang an das einzige Austauschziel gewesen, das ich mir hätte vorstellen können, ich hatte sie aber auch nicht ausgeschlossen. Kurzum: ich bewarb mich.

Hürden auf dem Weg zum Austauschjahr: Bewerbungsunterlagen und Auswahlgespräch

Die für Bewerbungen aus meinem Wahlkreis zuständige Organisation war Partnership International e.V. (kurz: PI). Etwa drei Wochen, nachdem ich die Bewerbungskarte losgeschickt hatte, erhielt ich von PI dann auch die vollständigen Bewerbungsunterlagen, die wirklich "nicht ohne" waren. Ich sollte auf deutsch und englisch jeweils eine Seite zu meinen persönlichen Daten ausfüllen, Statements zu verschiedenen Fragen abgeben, die meine Motivation zum Austausch und mein jetziges Umfeld betrafen, einen Brief an meine zukünftige (noch unbekannte) Gastfamilie schreiben, kommentierte Bilder von mir und meiner Familie mitschicken sowie insgesamt 10 Passfotos, meine letzten 3 Ganzjahreszeugnisse beifügen, meinen Englischlehrer eine Seite zu meinen Sprachkenntnissen ausfüllen lassen, mein Klassenlehrer sollte etwas zu meinem Verhalten in der Schule schreiben, die Ärztin sollte ein Blatt zu meinem Gesundheitszustand ausfüllen, meine Eltern sollten mitteilen, ob sie zustimmen, dass ich - sofern möglich - in den USA meinen Führerschein machen kann und es gab einen Vertrag zu unterschreiben. Ganz schön viel! Mein erstes Problem fing bereits damit an, dass ich die Unterlagen zu Beginn der Sommerferien erhalten hatte und vor Ende der selbigen zurückschicken sollte. Wie konnte ich zwischendurch an die erforderlichen Einschätzungen der Lehrer kommen? Ich rief also bei Partnership an und hatte Glück: PI zeigte Verständnis für mein Problem und meine Frist für das Zurückschicken der Unterlagen wurde um 2 Wochen nach hinten verschoben.

Es war Mitte August 2003, als ich die Unterlagen schließlich fertig ausgefüllt hatte und an PI zurückschicken konnte. Einige Zeit später bekam ich dann Nachricht, dass ich eine Runde weiter sei und an dem Auswahlgespräch Ende Oktober teilnehmen sollte. Spätestens jetzt war ich wirklich Feuer und Flamme für ein Austauschjahr! Beim Auswahlgespräch handelte es sich um ein Gruppengespräch. Außer mir gab es noch etwa 10 andere Bewerber für das PPP Stipendium des Wahlkreises 43. Wir sollten geschichtliche Fragen beantworten, ein Einzelinterview auf Englisch mit den PI-Mitarbeitern führen, eine Gruppendiskussion führen und uns wurden allgemeine Hinweise zum Thema Schüleraustausch gegeben. Das Auswahlgespräch dauerte dabei ausführliche 4 Stunden. Die Atmosphäre war trotz allem sehr locker und die Partnership-Mitarbeiter machten einen sehr freundlichen Eindruck.

Nach einer langen Zeit des Wartens: abgelehnt und angenommen

Bereits bei dem Auswahlgespräch hatte man uns „angedroht“, dass wir frühestens im Januar erfahren würden, ob unsere Bewerbungen einem Bundestagsabgeordneten vorgelegt werden oder ob wir nicht weiterkommen in der Auswahl zum PPP-Stipendiaten.Das hieß gut 3 Monate Zeit der Ungewissheit. Ende Januar 2004 erhielt ich schließlich einen Brief. Meine Bewerbung war einem Abgeordneten vorgelegt worden, er hatte sich jedoch für jemand anderen als Stipendiaten entschieden. Natürlich war ich sehr enttäuscht, hatte ich mich doch schon so sehr in die Sache hineingekniet, mit der Bewerbung, dem Warten und dem Auswahlgespräch. Mein Glück im Unglück war, dass meine Eltern mir einen Schüleraustausch auch ohne Stipendium finanzieren konnten. PI bot an, dass alle diejenigen, die für einen Austausch geeignet erschienen und dennoch kein Stipendium bekommen hatten, ohne erneute Bewerbung in das normale, bezahlte Austauschprogramm übernommen werden konnten. Ich nutzte diese Chance, weil ich sehr zufrieden mit dieser Organisation war. Anfang Februar 2004 war ich also bei PI im Programm aufgenommen und erwartete gespannt das, was kommen würde.

Schon bald gefunden: Meine Gastfamilie

Als ich Mitte April aus meinem Osterferien-Urlaub zurück nach Hause kam, lag ein Brief von Partnership im Briefkasten. Zu dieser Zeit hatte ich noch in keiner Weise damit gerechnet, dass meine Gastfamilie gefunden sein könnte. Umso überraschter war ich, als ich meine Platzierungsbestätigung in den Händen hielt: ich sollte nach Henderson kommen, ein Vorort von Las Vegas, nur wenige Kilometer von der eigentlichen "City"entfernt. Meine Familie sollte den Namen "Schwarz" haben, was auf den ersten Blick nicht unbedingt amerikanisch klingt ;) Zur "host family" gehörten neben den Eltern zwei Töchter im Alter von 15 und 12 Jahren, zwei Söhne, die mit ihren 22 Jahren aber schon außer Haus wohnten und außerdem zweiHunde, zwei Katzen, zwei Vögel und Fische. Als ich mich an den PC setzte, stellte ich fest, dass meine zukünftige Gastschwester mir bereits gemailt hatte. Der E-mail- und Briefkontakt mit meiner Gastfamilie kam sehr schnell in Gang und alle stellten sich schnell als sehr nette und sozial stark engagierte Leute heraus. Zu meinem 16. Geburtstag schickte mir meine Family ein Buch über Las Vegas und Henderson. Ich war wirklich begeistert, wie sehr sie sich schon Monate vor meiner Ankunft um mich bemühten.

Mein Vorbereitungsseminar

An einem Wochenende im Mai nahm ich am Vorbereitungsseminar von PI teil. Es waren etwa 20 Teilnehmer dort und ich stellte schnell fest, dass ich zu den wenigen Glücklichen gehörte, die bereits ihre Gastfamilie kannten. Das Seminar war wirklich sehr informativ und interessant. Es wurden sämtliche Themen von "High School-Leben“ über "Visabeantragung“, "Versicherung“, "Programmregeln“, "Hin- und Rückflug“ bis hin zu "Gastfamilie“ und "Führerschein/High School-Diplom“ besprochen.

Mein Visumantrag

Die Beantragung meines Visums ging ohne Probleme vonstatten (mal abgesehen davon, dass mich der Anruf bei der 0190-Nummer der amerikanischen Botschaft zur Terminvereinbarung zum "Visa-Interview“ über 80 Euro gekostet hat). Einige Wochen später fuhr ich nach Berlin zur Botschaft, um meine Unterlagen einzureichen und das Interview zu machen. Es ging alles sehr flott. Insgesamt war ich eine Stunde bei der Botschaft, wovon ich aber eine halbe Stunde draußen vorm Gebäude in der Warteschlange stand, um hinein gelassen zu werden. Zwei Tage später lag mein Visum im Briefkasten.

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